Rollstuhlkurs 2/2: Für Selbstfahrer: Das sichere Beherrschen deines Gefährts

👉 Etwas ganz wichtiges vorneweg:

Elektrisch betriebene Rollstühle 👨🏽‍🦼 werden als Kraftfahrzeuge eingestuft im Straßenverkehr. Heißt: Es gelten die gleichen Regeln wie für Autofahrer.
Bei mehr als 0,5 Promille im Blut zählt das Fahren eines Elektrorollis als Ordnungswidrigkeit 👮🏼.
Bei 1,1 Promille startet die Fahruntüchtigkeit 👩🏼‍⚖️.
Einfacher sieht es bei manuellen 👨🏽‍🦽 Rollstühlen aus:
Dies ist ein "besonderes Fortbewegungsmittel" laut StVO und werden mit Inlinern oder Skateboards gleichgesetzt.
Hier gelten die gleichen Vorschriften, wie für Fußgänger.

1️⃣ Zu Beginn sollte sich der Nutzer, sofern nicht schon geschehen, mit der Steuerung und der Bremsfunktion des Gefährts vertraut machen:

⚫ 🦽Beim manuellen Rollstuhl:
→ Sicheres Greifen an die Greifreifen. Und zwar so, dass die Finger nicht in die Speichen kommen.
→ Betätigen und lösen der Feststellbremse.
→ Lockeres, selbstständiges Anschieben mit Hilfe der Greifreifen 👩🏻‍🦽.
→ Bremsen mittels Greifreifen.
→ Stärkeres Anfahren, ein Stück rollen ↕️ und dabei die Spur halten, dann bremsen und stoppen.
→ Finde heraus, wie stark du die Räder mit den Greifreifen antreiben kannst, bevor die Vorderräder vom Boden abheben.
ACHTUNG: Dafür muss unbedingt eine starke Sicherungsperson hinter die stehen, die im Notfall schnell zugreifen kann. Insbesondere dann, wenn du keinen Kippschutz montiert hast. Das Abheben der Vorderräder ist anfänglich ein sehr ungewohntes Gefühl. Fange ganz vorsichtig und sachte mit dem Ausprobieren an und gehe bitte kein Risiko ein!

⚫🦼 Beim Elektrorollstuhl:
→ Mach dich mit der Steuerung (welche Knöpfe und Tasten gibt es, wofür sind sie da? Wie funktioniert das Beschleunigen und Abbremsen, wie lenke ich? 🎛️) vertraut und beginne in einem langsam Geschwindigkeitsmodus mit dem Fahren 🐢 ➡️ 🐇.
→ Präge dir besonders gut ein, wie du den Notaus aktivierst wenn irgendwas aus dem Ruder läuft und du dich unsicher fühlst.

⁉️Wie schnell ist so ein E-Rolli eigentlich…?:
→ Die meisten elektrischen Rollstühle 👨🏽‍🦼 fahren eine Höchstgeschwindigkeit von 6 km/h.
Das reicht auch in der Regel aus. Das entspricht nämlich der Geschwindigkeit eines flotten Spazierganges 🚶🏼‍♂️🚶🏼‍♂️👨🏽‍🦼🚶🏼‍♀️✔️. Somit kannst du problemlos bei einer sportlichen Wanderung mithalten. Keine Sorge!
Hat er eine Maximalgeschwindigkeit von 6 km/h (was die meisten E-Rollis haben), reicht übrigens eine normale Haftpflichtversicherung aus 👩🏽‍🏫. Ist er schneller, die mögliche Maximalgeschwindigkeit liegt bei rasanten 15 km/h, benötigt das Geschoss eine eigene Haftpflichtversicherung.

Kurvenfahrten:
⚫🦽 Beim manuellen Rollstuhl:
→ Durch stärkeres Anschieben des rechten Greifreifens bewegt sich der Rollstuhl nach links ↩️.
→ Durch vermehrte Betätigung des linken Rades geht die Fahrt nach rechts ↪️.
→ Rollst du von alleine, bewirkt ein bremsen des linken Rades, dass es nach links geht. Bremst du das rechte Rad ab, biegst du rechts ab.
→ Finde heraus, wie stark du die Räder mit den Greifreifen antreiben kannst, bevor die Vorderräder vom Boden abheben.

⚫🦼 Beim Elektrorollstuhl:
→ Mit deinem Steuerelement (Joystick) bewegst du dich in alle Richtungen. Bewege den Steuerhebel langsam in eine Richtung, und schaue, was passiert. Hast du einzelne Bewegungen raus, kombiniere langsam zwei Richtungen: Vorwärts und links, rückwärts und rechts... Achte beim Rückwärtsfahren darauf, dass keine Hindernisse im Weg sind!

2️⃣ Auf geht es zur Fahrpraxis: (Manuell🦽 & Elektro🦼 )
→ Sofern die Linie vom Fahrkurs Teil 1 (Rolli schieben) nicht mehr vorhanden sein sollte, malt eine neue Kreidelinie auf den Boden. Fahre daran entlang. Mittig darüber. Nicht wackeln, nicht über die Linie fahren. Halte die Richtung gerade. Schaue dabei auf den Boden ein Stück vor dir. So siehst du eventuell dort liegende Hindernisse und kannst darauf reagieren.

→ Erschwere dir im Anschluss etwas das Geradeausfahren: Steinchen und kleine Äste dienen als bewusst ausgelegte Hindernisse. Finde heraus wie die Vorderräder reagieren, wie die Hinterräder über die Hindernisse 🪨 rollen, wie es sich anfühlt über Unebenheiten zu fahren.

3️⃣ Mit auf den Boden gemalten Kreidekreisen in verschiedenen Radien kannst du die Wendigkeit ausprobieren: Von auf der Stelle drehen bis zur entspannten Kreisfahrt ist alles drin. Je nach Radius des Kreises ⭕. Nimm den Kreidekreis mittig unter dich und fahre, mal rechts, mal links herum, eine Umdrehung. Zurück auf Start muss, wer den Kreisstrich mit den Rädern berührt.

4️⃣ Du kannst die gemalte Linie auch als Bremsübung 🛑 nutzen:
🦽Beim manuellen Rollstuhl: Fahre im 90 Grad Winkel darauf zu und stoppe an der Linie. Wie lange ist dein Bremsweg? Probiere verschiedene Geschwindigkeiten aus. Taste dich langsam an höhere Geschwindigkeiten heran und beobachte, wie sich der Bremsweg verlängert.
Beim manuellen Rollstuhl: Wie viel Kraft musst du an den Greifreifen aufwenden, um zum Stillstand zu kommen?

🦼 Beim Elektrorollstuhl: Dosiere langsam die Geschwindigkeit runter bis du stehen bleibst. Achte darauf, keine Vollbremsung zu machen! Lass dir bei Allem Zeit. Ist doch egal ob es beim ersten, dritten oder achten Mal klappt.
Schaffst du es auf Anhieb genau vor der Linie zum Stehen zu kommen?

5️⃣ Suche dir einen niedrigen Bordstein an einer sicheren Stelle ohne Straßenverkehr.
Probiere, den Bordstein alleine hoch und runter zu fahren. Beginne mit einer ganz kleinen Stufe!

→ Bordstein runter ⬇️:
🦽Beim manuellen Rollstuhl: Ganz niedrige Bordsteine kannst du langsam (!) vorwärts hinabfahren. Bei höheren Kanten geht es rückwärts besser. ACHTUNG KIPPGEFAHR! Stelle unbedingt eine starke Sicherungsperson hinter dich, die im Notfall schnell zugreifen kann. Insbesondere dann, wenn du keinen Kippschutz montiert hast. Sicherer ist es, wenn du dich beim Herablassen vom Bordstein an einer Laterne, Parkuhr oder Ähnlichem festhalten kannst.

🦼 Beim Elektrorollstuhl: Ganz niedrige Bordsteine kannst du langsam (!) vorwärts hinabfahren. Bei höheren Kanten geht es nur über einen Umweg zur nächsten abgesenkten Bordsteinkante.

→ Bordstein rauf ⬆️:
🦽Beim manuellen Rollstuhl: Ganz (!) niedrige Bordsteine kannst du langsam an- und hochfahren. Wichtig: Der Bordstein muss deutlich niedriger sein, wie ein Viertel der Höhe des Vorderrades. Sonst bleibst du mit Garantie hängen. (Vorderrad 10cm hoch → Bordstein max. 2,5cm hoch) Ist der Bordstein höher, musst du die Vorderräder anheben können (Video dazu hier), ansonsten musst du einen Umweg in Kauf nehmen.  

🦼 Beim Elektrorollstuhl: Ganz (!) niedrige Bordsteine kannst du langsam an- und hochfahren. Bei höheren Kanten geht es nur über einen Umweg zur nächsten abgesenkten Bordsteinkante.

6️⃣ Profitipp ♿:
Bist du geübt im Bordstein hinabfahren kannst du auch mit mehr Schwung daran gehen. Hebe vor dem Bordstein die Vorderräder während der Fahrt vom Boden ab und sause mit den Hinterrädern die Kante hinab. Lande mit allen 4 Rädern gleichzeitig. Sieht cool aus, ist aber nicht einfach und Bedarf einiger Übung.
Im Videobereich gibt es Video daz
u *klick* .

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